Der Scrambler und ein Blutstau

Natürlich musste auch ich eine Probefahrt auf dem Scrambler von BMW machen und zwar als Sozia. Im Laufe der Jahre habe ich schon auf eini­gen Motorrädern geses­sen, bin Touren mit­ge­fah­ren und mich unter­schied­lich wohl gefühlt. Meine gute Mitfahrerfahrung umfasst das eine und andere Jahrzehnt, dadurch weiß ich wo ich mit­fah­ren würde und wo nicht.

Im ers­ten Test habe ich mich auf den Fahrersitz gesetzt, den Seitenständer ein­ge­klappt und den Motor ange­las­sen. Ich kann jeden ver­ste­hen der an die­ser Maschine Freude hat. Die Sitzposition ist ent­spannt und das Motorengeräusch ange­nehm. Beide Füßen stan­den dank der Sitzhöhe fest auf dem Boden und wür­den für einen guten Stand bei einem Stopp sor­gen. Wenig spä­ter ver­la­gerte ich mich nach hin­ten auf den Anteil der Sitzbank der für die Sozia vor­ge­se­hen ist. Irgendwann waren die Füße auf den Fußrasten zurecht gerückt, der Fahrer wurde umarmt und los ging es.

Im Nachhinein kann ich nur schrei­ben, es war eine erkennt­nis­rei­che Probefahrt. Das mit­fah­ren war ebenso wenig ein Problem wie das fest­hal­ten am Fahrer statt an Haltegriffen. Das Fahrgefühl war eben­falls ent­spannt bis ange­nehm, der Sound der Maschine über­trägt sich auf sonore Art und Weise auf den Körper, das Brems- und Anfahrverhalten ist ange­nehm sanft für einen Scrambler.

Bei einer Körpergröße von 183 cm bin ich aber ein­deu­tig zu groß als Sozia für die­ses Motorrad. Die Beine müs­sen der­art stark ange­win­kelt wer­den um die Füße auf die Fußrasten stel­len zukön­nen, dass es schnell zu einem schmerz­haf­ten Blutstau im Übergang zwi­schen Oberschenkel- und Körper kommt. Die Füße fan­gen an zu krib­beln und das ist wirk­lich unangenehm.

fullsizerender

Aber das macht nichts, denn ich finde der R nineT Scrambler ist ein Solofahrzeug und sollte auch so genutzt wer­den. Mir gefällt das Motorrad nicht nur auf Grund sei­ner Optik mit den vie­len lie­be­vol­len Details sehr gut, nein, auch das Fahrverhalten ist anspre­chend und der kna­ckige Sound der Auspuffanlage spricht für sich. Wer sich den Scrambler kauft, sollte nicht „da kann meine Frau ja mal mit­fah­ren“ als Kaufentscheidung mit her­an­zie­hen. Oder „wir kön­nen ja die Fußrasten ver­le­gen las­sen“. Nein, dass würde dem Fahrzeug wie dem Fahrer nicht gerecht wer­den und das Mitfahrvergnügen könnte nicht so sein, wie z.B. bei einer gro­ßen GS oder R 1200 RT von BMW.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich pro­be­ge­ses­sen und ‑gefah­ren bin, denn nur dadurch konnte ich mir meine eigene Meinung dazu bilden.

bhs